Mit
dem Einstieg von Gruner&Jahr wurde aus dem 1996 als erste deutsche Web-Suchmaschine
ans Netz gegangenen Universitätsprojekt "Flipper" (später:
"Kitty") im Juni 1997 der Fireball,
ein Stern am - trotz des englischen Namens - deutschen Suchhimmel. Fremdsprachige
Anfragen werden direkt über die amerikanische Suchmaschine AltaVista
bearbeitet.
Fireball ist mit über acht Millionen indexierten deutschsprachigen
Webseiten und zwei Millionen Besuchern monatlich (laut ACTA '99) die führende
deutsche Suchmaschine - behaupten jedenfalls die Betreiber. Sicher ist, dass der
Feuerball zu den ausgereiftesten Suchspezialisten zählt. Kein Wunder: Die
Indexer/Retrieval-Software stammt von AltaVista, der Algorithmus zur Spracherkennung,
der deutschsprachige Webseiten unabhängig von der Domain identifizieren kann,
wurde an der TU Berlin entwickelt.
Jüngste
Nachrüstung sind die Fireball-Rubriken, ein Webkatalog, der im September
1999 mit rund 200.000 Einträgen in 250 Themenkategorien gestartet wurde.
Anders als bei Yahoo&Co. stellen bei Fireball nicht Menschen, sondern Maschinen
den Katalog zusammen. Diese softwarebasierte Ermittlung, der Konzeptsuche von
Excite verwandt, zeigt allerdings in der Praxis Schwächen.
SUCHFOMULAR
Fireball
bietet die von AltaVista bekannte mächtige Syntax und verfügt auch genau
wie das Vorbild über zwei verschiedene Suchmodi:
Express-Suche Dahinter
verbirgt sich die weithin bekannte Best-Match-Suche; Fireball unterstützt Vorzeichen (+/-) und Phrasen. Besonderheiten sind Feldsuche, die Suche in Metadaten und die Auswahl unter 19
europäischen Sprachen.
Detail-Suche Diese Option gestattet eine
sehr weitreichende Konfiguration über die Express-Suche hinaus, erfordert
aber die Verwendung logischer Operatoren. Ausserdem wird eine Feldsuche in bestimmten
Dokumententeilen unterstützt. Aber Vorsicht: Ein automatisches Ranking der
Suchergebnisse findet - anders als in der Express-Suche - nicht statt. Dafür
muss der Anwender schon selbst durch Eintragung eines oder mehrerer Begriffe im
Feld "Sortierung" sorgen. Um die Bedienung zu erleichtern, bietet die
Detail-Suche mittlerweile ein erweitertes Formular. "Hardcore"-Anwender
werden aber weiterhin die Möglichkeit zu schätzen wissen, den Abfrage-String
per Hand zu "coden". Eine komplette Fireball-Syntaxreferenz samt Suchformular
finden Sie in der Netzpresse-Direktsuche.
AUSGABE
Fireball unterstützt drei unterschiedliche Ausgabevarianten der Treffer, deren ausführliche jeweils Titel, URL, erste Textzeile, Größe in Kilobytes und Datum der Veröffentlichung nennt. Jedem Treffer sind zur Verfeinerung der Trefferliste zwei Links beigefügt:
"Nur Seiten/Keine Seiten von dieser Site zeigen". Jede Trefferliste
beginnt zudem mit einer Wiederholung der (ausgefüllten) Suchbox sowie der
Gesamtzahl der Treffer und der Worthäufigkeit für jeden einzelnen Suchbegriff.
Gegebenenfalls werden korrespondierende Rubriken aufgelistet.
Was fehlt,
ist die Möglichkeit, der Übersicht halber Seiten derselben Site in der
Trefferliste bündeln zu lassen, wie dies beispielsweise Infoseek
bietet. Auch lässt sich die Zahl der ausgegebenen Treffer pro Seite (Standardwert:
zehn) nicht variieren.
KATALOG
Zur
Express- und Detail-Suche ist die Rubriken-Suche gekommen. Die Inhalte der Rubriken
werden ohne menschliches Zutun zusammengestellt. In der Theorie bedeutet dies,
dass Fireball beurteilt, welche Dokumente aus seinem großen Webindex relevant
sind und diese dann in eine thematisch passende Rubrik einsortiert - alles per
Software. In der Praxis zeigt dieses System Schwächen. Generell ist die thematische
Zuordnung von Seiten per Software-Logik besser als die Relevanz der gelisteten
Seiten.
Im Gegensatz zu "echten" Webkatalogen, die meist direkt
auf die Homepage einer Website verweisen, weist Fireballs Rubrikensuche mehr Fundstellen
nach; oft sind es aber Seiten, die aus der Tiefe irgendwelcher Unterverzeichnisse
ausgegraben wurden. Hier zeigt sich ein wesentlicher Unterschied zu Webkatalogen:
Während diese nur den Katalogbeschreibungstext auswerten, greift Fireball
natürlich auf den Volltext der indexierten Webseiten zu; entsprechend unschärfer
sind die Resultate.
Die Suche in den Rubriken erfolgt übrigens mit
derselben Syntax wie die Express-Suche. Alternativ kann man den Katalog auch durchblättern.
Angesichts der heterogenen Qualität der Rubriken sei jedoch empfohlen, Fireball
weiterhin in erster Linie als webweite Suchmaschine einzusetzen. Wenn nun die
ersten Treffer nicht relevant sind, andererseits aber Links zu inhaltlich passenden
Rubriken angeboten werden, dann sollte man dem automatischen Katalog eine Chance
geben.
PORTALFUNKTIONEN
Fireball
bietet einige Features, ohne den Umfang und die Personalisierungsmöglichkeiten
der bekannten Konkurrenten zu erreichen. Der webbasierte Maildienst heisst hier
Firemail und bietet auch eine kostenlose Nummer für Fax- und Anrufbeantworter.
Firecard ist - was wohl? - der Postkartendienst. Redaktionell zusammengestellt
sind die qualitativ teilweise ansprechenden Guides (Politik z.B. von politik digital) und die in ihrer Themenwahl recht obskuren Surftipps.
NEWS
Für aktuelle Nachrichten ist Fireball nicht die beste Adresse. Für News aus Politik,
Lokales, Kultur, Wirtschaft, Sport, Vermischtes wird auf die Schwester-Site Paperball
verlinkt. Die dortigen Ressort-Einstiegsseiten sind jedoch in ihrer automatischen
Zusammenstellung nicht aussagekräftig (mehr dazu in der Besprechung Paperball).
Immerhin bietet Paperball als Zeitungs-Suchmaschine
ausgereifte Recherchefunktionen. Die Web-Guides greifen u.a. auf Material von
Reuters (Wirtschaft) und dpa (Sport) zurück.
DESIGN
Poppig, rechteckig, rotgelbbunt. Das muss nicht jedem gefallen, besitzt aber auf jeden Fall Wiedererkennungswert. Die Buttons für die einzelnen Suchmodi sind genau da, wo sie sein müssen. Bei den Rubriken hingegen stellt sich das Design selbst ein Bein - beim Blättern verliert man leicht die Übersicht. Seit dem Relaunch im September
1998 ist die Optik auf jeden Fall augenschonender, und - wichtiger noch: - die
Seiten laden schneller.
DOKUMENTATION
Fireball verfügt über ausführliche Hilfe-Seiten für die einzelnen Suchmodi.
Hinzu kommt eine Frage-und-Antwort-Seite (FAQ).
Erfreulicherweise wird auch die technische Seite des Projektes dargestellt - samt Vorstellung des Entwickler-Teams. Webdesigner können hier die Verwendung von Meta-Tags und deren Auswertung durch Fireball nachschlagen.